Stromanbieter wechseln trotz laufendem Vertrag – so geht’s einfach und sicher

Den bestehenden Vertrag mit einem Stromanbieter wechseln? Das klingt erst einmal schwierig, da Verträge typischerweise eine feste Laufzeit und Kündigungsfristen vorsehen. Dennoch gibt es Szenarien, in denen ein Wechsel trotz laufendem Vertrag nicht nur möglich, sondern auch sinnvoll ist. Dieser Blog untersucht die Gründe, warum ein Stromanbieterwechsel während eines laufenden Vertrags relevant sein könnte, und zeigt die verschiedenen Optionen auf, die Verbrauchern zur Verfügung stehen.

Wann kann man den Stromanbieter trotz laufendem Vertrag wechseln?

Sonderkündigungsrecht: Ein zentraler Aspekt, der es Verbrauchern ermöglicht, den Stromanbieter trotz eines laufenden Vertrags zu wechseln, ist das Sonderkündigungsrecht. Dieses Recht erlaubt es, einen Vertrag unter bestimmten Umständen vorzeitig zu beenden, ohne dass die reguläre Kündigungsfrist eingehalten werden muss. Besonders relevant ist das Sonderkündigungsrecht bei Preiserhöhungen. Sollte der aktuelle Stromanbieter die Preise anheben oder den Tarif ändern, haben Verbraucher in der Regel das Recht, den Vertrag außerordentlich zu kündigen. Diese Kündigung muss jedoch nach Bekanntgabe der Preiserhöhung innerhalb einer bestimmten Frist erfolgen, die in der Regel 14 Tage beträgt.

Ein weiterer Grund für die Anwendung des Sonderkündigungsrechts kann ein Umzug sein. Zieht der Verbraucher um, und der bestehende Stromanbieter kann am neuen Wohnort die vereinbarten Leistungen nicht erbringen, besteht die Möglichkeit, den Vertrag vorzeitig zu beenden. Wichtig ist, dass Verbraucher in solchen Fällen die Kündigung schriftlich und fristgerecht einreichen, um mögliche Missverständnisse oder rechtliche Komplikationen zu vermeiden.

Vertragslaufzeit und Kündigungsfristen: Verträge mit Stromanbietern sind oft auf eine bestimmte Laufzeit festgelegt, die in der Regel ein bis zwei Jahre beträgt. Innerhalb dieser Zeitspanne sind Verbraucher an den Vertrag gebunden, es sei denn, es greift ein Sonderkündigungsrecht. Am Ende der Vertragslaufzeit verlängern sich viele Verträge automatisch, wenn nicht fristgerecht gekündigt wird. Die Kündigungsfrist beträgt üblicherweise drei Monate vor Vertragsende, kann aber auch variieren. Es ist daher ratsam, die Vertragsbedingungen genau zu prüfen, um die Fristen einzuhalten und gegebenenfalls rechtzeitig einen Wechsel einzuleiten.

Ein Anbieterwechsel während eines laufenden Vertrags ist ohne Sonderkündigungsrecht normalerweise nur möglich, wenn der Verbraucher bereit ist, eine Vertragsstrafe zu zahlen oder wenn der neue Anbieter die Kosten für die Vertragsauflösung übernimmt. Solche Angebote werden jedoch selten gemacht, sodass die meisten Verbraucher bis zum Ende der Vertragslaufzeit warten müssen, um den Anbieter wechseln zu können.

Gründe für einen Stromanbieterwechsel trotz laufendem Vertrag

Preiserhöhungen und Tarifänderungen: Ein häufiger Grund für den Wunsch, den Stromanbieter zu wechseln, ist die Ankündigung von Preiserhöhungen oder Änderungen des bestehenden Tarifs. Strompreise können aufgrund von Marktentwicklungen, gestiegenen Rohstoffkosten oder regulatorischen Änderungen schwanken. Für Verbraucher bedeutet dies häufig höhere monatliche Kosten, die das Haushaltsbudget belasten können. In solchen Fällen bietet das Sonderkündigungsrecht eine Möglichkeit, den Vertrag vorzeitig zu beenden und zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln.

Ein Wechsel ist insbesondere dann sinnvoll, wenn andere Anbieter auf dem Markt attraktivere Konditionen anbieten. Verbraucher sollten dabei nicht nur den Preis pro Kilowattstunde berücksichtigen, sondern auch die Vertragsbedingungen, wie etwa mögliche Preisgarantien, Mindestvertragslaufzeiten und Boni.

Umweltfreundlichere Tarife: Ein weiterer wichtiger Grund für einen Wechsel noch während der Vertragslaufzeit kann das Interesse an umweltfreundlicheren Stromtarifen sein. Der Klimawandel und die damit verbundene Notwendigkeit, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, haben viele Verbraucher dazu veranlasst, nach Alternativen zu fossilen Energiequellen zu suchen. Immer mehr Stromanbieter stellen Tarife zur Verfügung, die vollständig oder teilweise aus erneuerbaren Energiequellen gespeist werden. Diese Tarife sind oft nicht nur ökologisch sinnvoller, sondern werden auch von einer wachsenden Anzahl von Verbrauchern bevorzugt.

Konsumenten, die den Umstieg auf Ökostrom erwägen, finden möglicherweise bessere Angebote bei anderen Anbietern, die ihnen eine hundertprozentige Versorgung mit erneuerbarer Energie garantieren. Wenn der aktuelle Anbieter nur konventionelle Tarife anbietet oder der Anteil an erneuerbaren Energien gering ist, kann dies ein starker Anreiz für einen Wechsel sein, selbst wenn der bestehende Vertrag noch läuft.

Der Prozess des Anbieterwechsels

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Der Wechsel des Stromanbieters, selbst während eines laufenden Vertrags, ist in der Regel unkomplizierter als man denkt, solange die rechtlichen Rahmenbedingungen und Fristen eingehalten werden. Die folgenden Schritte führen Sie durch den Prozess:

  1. Marktanalyse und Anbietervergleich: Zunächst sollten Verbraucher die verfügbaren Angebote auf dem Markt genau vergleichen. Vergleichsportale bieten hierfür eine gute Übersicht über die aktuellen Tarife und Konditionen verschiedener Anbieter.

  2. Prüfung der Kündigungsbedingungen: Vor der Entscheidung für einen neuen Anbieter ist es wichtig, die Vertragsbedingungen des bestehenden Vertrags zu prüfen. Hierbei sollten insbesondere die Kündigungsfristen und Sonderkündigungsrechte beachtet werden.

  3. Neuen Anbieter auswählen und Vertrag abschließen: Hat der Verbraucher ein passendes Angebot gefunden, kann er online oder telefonisch einen Vertrag beim neuen Anbieter abschließen – der in der Regel auch die Kündigung des alten Vertrags übernimmt.

  4. Kündigung des alten Vertrags: Falls ein Sonderkündigungsrecht geltend gemacht wird, sollte der alte Vertrag schriftlich und fristgerecht gekündigt werden. Die Kündigung sollte den Grund für die außerordentliche Kündigung, wie etwa eine Preiserhöhung, beinhalten. Wie bereits erwähnt, leitet oft auch der neue Anbieter die Kündigung des Altvertrags ein.

  5. Bestätigung des Wechsels: Nach Abschluss des neuen Vertrags erhält der Verbraucher eine Bestätigung des Wechsels vom neuen Anbieter. Es empfiehlt sich, alle Dokumente sorgfältig aufzubewahren.

Worauf man achten sollte: Beim Anbieterwechsel gibt es einige Fallstricke, die Verbraucher beachten sollten. Ein häufiger Fehler ist das Übersehen von versteckten Kosten, wie etwa Abschlussgebühren oder einmalige Kosten für den Vertragswechsel. Diese Kosten können das vermeintliche Einsparpotenzial erheblich mindern. Es ist daher wichtig, das Kleingedruckte im neuen Vertrag sorgfältig zu lesen und bei Unklarheiten nachzufragen.

Ein weiterer Punkt ist die Sicherstellung, dass der alte Vertrag ordnungsgemäß gekündigt wird. Es kommt gelegentlich vor, dass die Kündigung nicht akzeptiert wird, weil Fristen nicht eingehalten oder Formalitäten nicht erfüllt wurden. Eine schriftliche Bestätigung der Kündigung seitens des alten Anbieters ist daher unverzichtbar.

Häufige Missverständnisse beim Wechsel trotz laufendem Vertrag

Irrtum über Vertragsstrafen: Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass ein Wechsel des Stromanbieters während eines laufenden Vertrags immer zu Vertragsstrafen führt. Tatsächlich fallen diese nur dann an, wenn der Vertrag ohne rechtliche Grundlage oder ohne Einhaltung der Kündigungsfristen vorzeitig beendet wird. In Fällen, in denen das Sonderkündigungsrecht greift, sind keine Strafzahlungen zu erwarten. Verbraucher sollten sich daher nicht von der Vorstellung abschrecken lassen, dass ein vorzeitiger Wechsel automatisch mit Kosten verbunden ist. Es ist jedoch ratsam, sich im Vorfeld genau über die Bedingungen des bestehenden Vertrags zu informieren und gegebenenfalls rechtlichen Rat einzuholen.

Gängige Fehler bei der Kündigung: Ein häufiger Fehler bei der Kündigung eines laufenden Vertrags ist das Übersehen der Kündigungsfristen. Diese Fristen sind oft vertraglich festgelegt und müssen, wie schon ausgeführt, eingehalten werden, um eine rechtzeitige Kündigung zu gewährleisten. Wird die Frist versäumt, verlängert sich der Vertrag in vielen Fällen automatisch um eine weitere Laufzeit – was den Wechsel entsprechend verzögert.

Ein weiterer häufiger Fehler ist die unvollständige Kündigung. Beispielsweise kann es vorkommen, dass wichtige Angaben wie die Vertragsnummer oder der Grund für die Sonderkündigung fehlen. Eine unvollständige Kündigung kann dazu führen, dass der alte Vertrag weiterhin als gültig betrachtet wird. Um dies zu vermeiden, sollte die Kündigung klar sowie vollständig formuliert sein und am besten per Einschreiben verschickt werden. So erhält man einen Nachweis über die fristgerechte Zustellung.

Tipps zur Verhandlung mit dem aktuellen Anbieter

Nachverhandeln statt kündigen: In einigen Fällen kann es sinnvoller sein, mit dem bestehenden Anbieter über bessere Konditionen zu verhandeln, anstatt den Vertrag zu kündigen. Viele Anbieter sind bereit, ihren Kunden entgegenzukommen, um sie zu halten, insbesondere wenn der Kunde ein attraktives Angebot von einem Wettbewerber vorlegen kann. Eine Möglichkeit ist es, mit dem aktuellen Anbieter über eine Preissenkung oder die Umstellung auf einen günstigeren Tarif zu verhandeln. Manchmal bieten Anbieter auch zusätzliche Vergünstigungen oder Bonuszahlungen an, um ihre Bestandskunden zufriedenzustellen.

Nutzung von Wechsel-Angeboten als Druckmittel: Wechsel-Angebote anderer Anbieter können ein effektives Druckmittel in Verhandlungen mit dem aktuellen Versorger sein. Wenn ein Kunde seinem Anbieter mitteilt, dass er ein besseres Angebot erhalten hat und den Wechsel in Betracht zieht, kann dies den Versorger dazu veranlassen, seine Konditionen zu verbessern. Es ist wichtig, dabei sachlich zu bleiben und deutlich zu machen, dass man bereit ist, den Anbieter zu wechseln, wenn keine zufriedenstellende Lösung gefunden wird.

Verbraucher sollten die Details des Konkurrenzangebots genau kennen und klar kommunizieren, warum es attraktiver erscheint. Dabei kann es hilfreich sein, nicht nur den Preis, sondern auch andere Vorteile wie Vertragsbedingungen, Kundenservice oder die Umweltfreundlichkeit des Tarifs hervorzuheben. Manchmal sind Anbieter bereit, ihren Kunden ähnliche oder sogar bessere Konditionen anzubieten, um sie als Kunden zu behalten. Dies kann für beide Seiten von Vorteil sein, da der Kunde seine bevorzugten Konditionen erhält und der Anbieter den Vertrag weiter fortsetzen kann.

Fazit

Der Wechsel des Stromanbieters trotz eines laufenden Vertrags kann für viele Verbraucher eine attraktive Option sein, insbesondere wenn sich die Rahmenbedingungen des aktuellen Vertrags verschlechtern oder bessere Angebote auf dem Markt verfügbar sind. Die Möglichkeit, das Sonderkündigungsrecht in Anspruch zu nehmen, bietet dabei eine rechtliche Grundlage, um den Vertrag vorzeitig zu beenden und zu einem neuen Anbieter zu wechseln.

Verbraucher sollten ihre Verträge regelmäßig überprüfen und die Entwicklungen auf dem Energiemarkt beobachten, um sicherzustellen, dass sie stets das beste Angebot nutzen. Ein proaktiver Ansatz kann helfen, Kosten zu sparen und möglicherweise auch einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, indem auf Ökostromtarife umgestiegen wird.

Darüber hinaus bietet die Verhandlung mit dem aktuellen Anbieter eine weitere Möglichkeit, bessere Konditionen zu erzielen, ohne den Anbieter wechseln zu müssen. Durch das Vorlegen von Wechsel-Angeboten als Druckmittel können Verbraucher oft attraktivere Vertragsbedingungen aushandeln.

Insgesamt zeigt sich, dass ein Stromanbieterwechsel trotz eines laufenden Vertrags nicht nur möglich, sondern unter bestimmten Umständen auch vorteilhaft ist. Verbraucher sollten sich ihrer Rechte bewusst sein und gegebenenfalls rechtzeitig handeln, um finanzielle Vorteile zu nutzen und ihre persönlichen Präferenzen in Bezug auf Preis, Service und Nachhaltigkeit durchzusetzen.



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