„Drill, baby, drill“ war nicht nur einer der Wahl-Slogans von Donald Trump, sondern wird nach dessen Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl vor ein paar Tagen auch genau das sein, was der designierte Präsident wohl während seiner zweiten Amtszeit erneut umsetzen wird: Öl bohren im eigenen Land, ungeachtet aller Umweltschutzauflagen. Kurz nach Trumps Wahlsieg sanken die Ölpreise um etwa 2 Prozent, was zunächst vor allem auf eine Stärkung des US-Dollars zurückzuführen war. Am heutigen Freitag stabilisiert sich der Ölpreis wieder, der Euro zeigt erste Anzeichen der Erholung.
An den internationalen Warenterminmärkten haben sich die Ölpreise heute nach einer durch die US-Wahl bedingten turbulenten Woche wieder eingependelt. Vieles, was durch das Ergebnis zugunsten Donald Trumps an Änderungen am Ölmarkt erwartet wird, liegt heute noch im Bereich der Spekulationen. Die kurzfristige Abwärtsbewegung der Ölpreise unmittelbar nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses lag zweifelsfrei in Trumps geplanten wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Neben seiner Ankündigung, Ölbohrungen in den USA wieder verstärkt aufzunehmen und die Inlandsförderung durch eine großzügigere Vergabe von Bohrlizenzen anzukurbeln, hat Trump auch eine „Maximale Druck“-Strategie gegen den Iran und Venezuela signalisiert. Dies könnte auf mögliche Verschärfungen der Sanktionen gegen diese Länder mit entsprechender Einschränkung des iranischen Ölangebots hindeuten und dürfte damit längerfristig zu höheren Preisen führen. Heute bleibt der Ölpreis im Wochenvergleich auch in Deutschland jedoch erst mal im Seitwärtstrend.
Börsenwerte
Nach den Turbulenzen der US-Präsidentschaftswahl hat sich zum Wochenende auch der Ölpreis wieder beruhigt. Am Ende der KW 45 verzeichnen wir aktuell bei der europäischen Nordseesorte Brent einen Fasspreis von 75,07 USD. Das sind rund 3 Dollar mehr als am vergangenen Freitag. Eine fast identisch hohe Preissteigerung ist beim US-amerikanischen Pendant West Texas Intermediate (WTI) festzustellen, das mit derzeit 71,71 USD pro Barrel ebenfalls etwa 3 Dollar teurer ist als vor genau einer Woche.
Der Gasölpreis schlägt zur Stunde mit 679,00 US-Dollar je Tonne zu Buche – immerhin eine Steigerung von exakt 20 Dollar im Vorwochenvergleich. Nach einer Berg-und-Tal-Fahrt des Euro während der Wahlwoche hat sich der Euro auf einem Kurswert von momentan 1,0779 USD wieder stabilisiert und liegt damit nur unwesentlich niedriger als am letzten Freitag.
(Börsenwerte vom 08.11.2024, 08:51 Uhr)
Hintergründe
Vor seiner erneuten Wahl zum amerikanischen Präsidenten hatte Donald Trump bekanntlich angekündigt, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine schnellstmöglich beenden zu wollen. Auch wenn noch immer unklar ist, wie er dieses ehrgeizige Ziel kurzfristig erreichen will, könnte es unter seiner Präsidentschaft zu einer Lockerung der verhängten Sanktionen gegen Russland kommen. Falls das Land in der Folge wieder mehr Öl auf den Markt bringt, würden diese Lockerungen das globale Angebot entsprechend erhöhen und damit preisdämpfend wirken.
Zudem sind auch in den USA die Ölbestandsdaten in dieser Woche leicht angestiegen. Nach der Verschiebung der geplanten Förderanhebung durch die OPEC+ dürften in der kommenden Woche die Lage im Nahen Osten und die konjunkturelle Entwicklung in China wieder verstärkt in den Blickwinkel der Marktteilnehmer rücken. Die US-Energiebehörde EIA schätzt, dass der Ölpreis 2025 bei etwa 79 USD pro Barrel insgesamt stabil bleiben könnte, da eine allmähliche Zunahme der globalen Produktionskapazitäten erwartet wird, insbesondere durch Produktionssteigerungen in den USA, in Guyana und Brasilien. Eine gute Nachricht gibt es in Bezug auf die Ölanlagen im Golf von Mexiko: Nachdem der Hurrikan Rafael seinen Kurs in südwestliche Richtung geändert hat, dürfte die Förderanlage weitestgehend verschont bleiben.
Größere Kursschwankungen zwischen dem Euro und dem US-Dollar hatte die Zinsentscheidung der US-Notenbank am gestrigen Donnerstag nicht ausgelöst. Am Devisenmarkt war nach einer weiter abflauenden Inflationsrate die beschlossene Leitzinssenkung um einen Viertelpunkt und damit auf die neue Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent bereits im Vorfeld eingepreist worden.
Für Deutschland wirken sich diese globalen Entwicklungen wie immer direkt auf die Inlandspreise aus. Trotz aller Unsicherheiten bleibt die Prognose für langfristige Preisanstiege erfreulicherweise zurückhaltend, da das Angebot mittelfristig voraussichtlich steigen wird. Insgesamt reflektiert die aktuelle Situation die sensiblen geopolitischen und wirtschaftlichen Bedingungen, in denen sich der Ölmarkt derzeit befindet, während eine gewisse Preissicherheit durch das Potenzial neuer Förderquellen gegeben ist. Erste Preistendenzen vom Freitagmorgen deuten auf ein marginales Plus von etwa einem halben Cent pro Liter Heizöl im Vergleich zum Vortag hin. Der überregionale Durchschnittspreis pro Liter Heizöl liegt hierzulande derzeit bei genau 94,22 Cent je Liter und damit etwas höher als heute vor einer Woche.