Die Zeit bis zur Inauguration von Donald Trump als (zurückgekehrter) US-Präsident läuft langsam ab, und die Händler an den Rohölmärkten bemühen sich um eine Einschätzung, inwieweit sich die bevorstehende Politik Trumps auf die weltweite Ölversorgung auswirken könnte. Beispielsweise steht nach der Amtseinführung eine Erneuerung der Sanktionen gegen den Iran und Venezuela im Raum. Und auch die markigen Ankündigungen des designierten Präsidenten in Bezug auf Grönland, zu dessen wertvollen Bodenschätzen auch Öl und Erdgas gehören, lassen aufhorchen.
Auch im Laufe der zweiten Kalenderwoche des neuen Jahres gab es keine einheitliche Tendenz der Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten. Wie so häufig in den letzten Wochen und Monaten waren die Preise vielmehr einem Auf und Ab unterworfen. Die aktuelle Woche endet jedoch mit deutlichen Aufschlägen, die sich bereits gestern abgezeichnet hatten. Im Vergleich zu letztem Freitag haben die Futures somit merklich zugelegt und lassen den Heizölpreis auch hierzulande über die 1-Euro-Marke springen.
Börsenwerte
Mit einem derzeitigen Preis von 77,59 USD kostet die europäische Nordseesorte Brent heute gut eineinhalb Dollar mehr als zum selben Zeitpunkt vor einer Woche. Beim US-amerikanischen Pendant West Texas Intermediate (WTI) liegt die Preissteigerung im Wochenvergleich zur Stunde etwa auf dem selben Wert: Nach 73,20 US-Dollar am ersten Freitag des neuen Jahres schlägt die Sorte heute Morgen mit 74,55 USD zu Buche.
Auch beim Gasöl hat sich der Preis in den letzten sieben Tagen etwas erhöht, dieser liegt momentan bei 714,00 USD pro Tonne. Keine nennenswerte Veränderung ist beim Euro zu verzeichnen, auch wenn der Wert kontinuierlich weiter sinkt: Unsere Gemeinschaftswährung wird derzeit mit einem Kurs von 1,0295 US-Dollar gehandelt – leicht unter dem Niveau von vor einer Woche.
(Börsenwerte vom 10.01.2025, 09:11 Uhr)
Hintergründe
Viele wundern sich in diesen Tagen über das große Interesse von Donald Trump an der größten Insel der Welt, denn der wiederkehrende US-Präsident möchte Grönland nach eigenen Aussagen in die USA eingliedern. Zweifelsohne liegt das Interesse an dem Land mit einer Fläche von mehr als 2 Mio. Quadratkilometern neben seiner strategischen Bedeutung für Amerika auch an den zahlreich vorhandenen Bodenschätzen. Dazu zählen neben Gold, Diamanten, Zink, Uran sowie Blei eben auch Erdgas und Öl. Aufgrund des Klimawandels dürften diese Rohstoffe unter dem Eispanzer Grönlands immer leichter zugänglich werden. Allerdings hat die grönländische Regierung die Öl- und Erdgasförderung aus Umweltschutzgründen verboten. Trump könnte genau das mit seiner aggressiven Polemik gegen die Insel, die ein autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark ist, ändern wollen.
Gegenwärtig steigt der globale Ölverbrauch nicht zuletzt aufgrund des kalten Winters in Nordamerika und im Norden Asiens – was zwangsläufig auch den Rohölpreis nach oben treibt. In Teilen Amerikas herrscht ein strenger Frost, der bereits einzelne Abschaltungen von Raffinerien zur Folge hatte, während auf der anderen Seite im Gebiet um Los Angeles gewaltige Flächenbrände wüten. Zudem wirkt sich auch der zum 1. Januar in Kraft getretene Lieferstopp von russischem Gas in mehrere östliche EU-Länder preistreibend aus. Die bislang von Marktbeobachtern für das erste Quartal 2025 erwartete Überversorgung ist dementsprechend aktuell kein Thema mehr.
Die zum Ende dieser Woche bullische Marktstimmung beruht unter anderem auch auf einer Einschätzung der Analysten von JP Morgan, die für den Januar im Vergleich zum Vormonat einen um 1,4 Mio. Barrel höheren Ölbedarf erwarten. Gleichzeitig verliert der Euro gegenüber der Ölwährung US-Dollar zwar langsam, aber derzeit permanent an Wert. An dieser nun schon seit längerem andauernden Entwicklung konnte auch der im November überraschend ausgefallene Anstieg der Industrieproduktion in Deutschland um 1,5 Prozent bislang nichts ändern.
Für die Verbraucher sind diese Marktmeldungen zum Ende der Woche alles andere als positiv. So folgen die Heizölpreise am Freitagmorgen auch im Inland den Aufwärtsvorgaben der Ölbörsen und liegen im Moment bei Teuerungsraten im Bereich von +0,5 bis +1,2 Cent je Liter. Der für Deutschland überregional gemittelte Durchschnittspreis liegt zur Stunde bei 102,5 Cent. Somit hat sich Heizöl allein seit gestern um weitere 0,9 Prozent verteuert. Die Bestellaktivität liegt derzeit auf einem für einen Wintermonat ungewöhnlich niedrigen Niveau. Der Tankvorrat sollte allerdings nicht zuletzt angesichts der für die kommenden Tage vorhergesagten extrem frostigen Temperaturen gut im Blick behalten werden.