Die geopolitische Lage ist in vielen Regionen der Welt nach wie vor unübersichtlich – vor allem nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien. Umso erstaunlicher, dass sich die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten insgesamt einigermaßen unbeeindruckt von den Ereignissen im Nahen Osten gezeigt haben. Und das gilt in Summe auch für die Heizölpreise hierzulande, wenngleich wir auch eine dezente Steigerung im Vergleich zu Freitag letzter Woche zu verzeichnen haben.
Eine eindeutige Richtung war im Verlauf der Woche bei den Rohölpreisen nicht zu erkennen. Vor ein paar Tagen sorgten die unerwartete Einnahme von Damaskus durch die islamistischen Rebellen und der darauffolgende Machtwechsel in Syrien für Unsicherheiten – ebenso die weiteren Sanktionen gegen Russland, die neu verabschiedet wurden. Zuletzt haben sich die eher preistreibenden Meldungen allerdings wieder deutlich abgeschwächt und lassen die Rohölpreise aktuell eher seitwärts tendieren.
Börsenwerte
Nur leicht verteuert hat sich im Wochenvergleich die europäische Nordseesorte Brent, die momentan mit 73,60 US-Dollar knapp 2 Dollar mehr kostet als letzten Freitag. Die US-amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) schlägt zur Stunde mit 69,80 USD zu Buche und liegt damit ebenfalls nur leicht über dem Vorwochenwert.
Gasöl hat sich in einer Woche um knapp 30 Dollar pro Tonne verteuert und liegt derzeit bei 680,00 USD. Der Euro zeigt sich etwas schwächer als am vergangenen Freitag und wird aktuell zu einem Kurs von 1,0466 US-Dollar gehandelt. Bislang sind somit zumindest keine gravierenden Auswirkungen der erneuten Zinssenkung durch die EZB am gestrigen Donnerstag um weitere 0,25 Prozentpunkte zu erkennen. Diese nunmehr vierte Leitzins-Degression in diesem Jahr in Folge war von Analysten erwartet worden.
(Börsenwerte vom 13.12.2024, 09:32 Uhr)
Hintergründe
Die Gründe für einen alles in allem stabilen Ölpreis sind unter anderem beim monatlichen Report der OPEC sowie dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Internationalen Energiebehörde (IEA) zu finden: Beide Organisationen weisen für das kommende Jahr eine Überversorgung auf dem Ölmarkt aus – auch wenn die OPEC+ ihre Fördermengen voraussichtlich erst frühestens im zweiten Quartal 2025 wieder ausweiten will. Versorgungsengpässe sind also auch weiterhin nicht zu erwarten.
Gleichzeitig ist jedoch bei den Ölimporten Chinas ein sprunghafter Anstieg zu beobachten. Die täglichen Importmengen von Rohöl lagen im November bei 11,9 Mio. Barrel, was einer Steigerung um bemerkenswerte 14,3 Prozent entspricht. An den Ölbörsen haben diese Zahlen einen preisstützenden Wert.
Weitere Einflüsse wirken sich auf den Handel durch die neuen US-Arbeitsmarktdaten aus, die schwächer ausgefallen sind als von Experten zunächst erwartet, sowie durch den Widerstand seitens Kanada gegen die bevorstehenden Strafzölle, die der designierte US-Präsident Donald Trump angekündigt hat. Dabei wurde nicht zuletzt die Beendigung von Öllieferungen in die USA ins Spiel gebracht. Neben einer Verschärfung der Sanktionen gegen Moskau, arbeiten die Europäische Union und die USA aktuell auch an einem weiteren Sanktionspaket gegen den Iran. Der noch härtere Kurs gegenüber Teheran soll primär die Einnahmen aus dem Ölgeschäft treffen und das Mullah-Regime des Landes auf internationaler Bühne weiter isolieren.
Die Ölpreise halten sich also trotz der unübersichtlichen geopolitischen Entwicklungen auf einem insgesamt resistenten Niveau. Seit gestern ist hierzulande aus morgendlicher Sicht lediglich eine Preissteigerung um etwa 0,2 Cent je Liter Heizöl zu erwarten. Trotzdem sendet der Heizölpreis in Deutschland im Vergleich zu Freitag letzter Woche ein leicht bullisches Signal aus: Kostete der Liter heute vor einer Woche noch 91,98 Cent, müssen Verbraucher zur Stunde 94,52 Cent pro Liter einpreisen. Da Lieferungen im alten Jahr kaum noch erfolgen werden, ist die ab 1. Januar 2025 anstehende Erhöhung der CO2-Abgabe in den Kursen bereits berücksichtigt.