Nach einer weiterhin verlustreichen Woche haben die Ölpreise an den internationalen Warenterminmärkten gestern überraschend einen Sprung nach oben hingelegt. Primär dürften hierfür die unerwartet gut ausgefallenen EU-Konjunkturdaten verantwortlich sein. In der aktuellen Kalenderwoche 44 starten auch die Heizöl-Notierungen hierzulande mit entsprechenden Aufschlägen. Im Wochenvergleich liegen die Preise derzeit jedoch immer noch unter dem Stand vom letzten Freitag.
Gestern wurde bekanntgegeben, dass die Inflationsrate in Deutschland wieder einen deutlichen Sprung nach oben gemacht hat und nun wieder bei 2,0 Prozent liegt. Zuletzt hatte sich im September mit 1,6 Prozent noch ein weiterer Rückgang im Vergleich zum Vormonat gezeigt. Auch wenn diese jetzige Steigerung in erster Linie auf die Lebensmittelpreise zurückzuführen ist und bislang nicht primär auf die Energiekosten, haben die Ölpreise gestern stark nach oben gedreht. Der Ölmarkt profitiert dabei von den Konjunkturdaten aus der EU, bei denen das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal um 0,9 Prozent zulegen konnte. Analysten hatten zuvor mit maximal 0,8 Prozent gerechnet. Aber auch aus den USA kamen trotz aller Unsicherheiten in den letzten Tagen vor der Präsidentschaftswahl guten Zahlen vom US-Arbeitsmarkt, der von 233.000 im Oktober neu geschaffenen Stellen profitiert.
Börsenwerte
Ungeachtet der heutigen Preissteigerung im Vergleich zu den Vortagen der KW 44 kostet die europäische Nordseesorte Brent am heutigen Handelstag mit derzeit 72,03 USD im Vergleich etwas weniger als am Freitag der Vorwoche. Auch das US-amerikanische Pendant West Texas Intermediate (WTI) kann seine Preistalfahrt der letzten Tage nicht fortsetzen, liegt aber insgesamt mit aktuell 68,48 USD immer noch rund 2 Dollar niedriger als am vergangenen Freitag.
Der Gasölpreis liegt zur Stunde mit 659,00 US-Dollar je Tonne unter dem Niveau der Vorwoche. Der Wert des Euro im Vergleich zum US-Dollar zeigt keine große Veränderung im Wochenvergleich: Unsere Gemeinschaftswährung wird heute Morgen zu einem Kurs von 1,0856 USD gehandelt.
(Börsenwerte vom 31.10.2024, 09:40 Uhr)
Hintergründe
Während die Welt gespannt auf den Ausgang des nach wie vor engen Rennes um die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten von Amerika am kommenden Dienstag wartet, kommt aus OPEC-Kreisen die Meldung, dass die ursprünglich für Dezember geplante Erhöhung der Fördermenge möglicherweise weiter verschoben wird. Es wäre die mittlerweile dritte Planänderung der Organisation in Folge. Das Department of Energy (DOE) gab indessen eine stabile Ölproduktion auf einem hohen Stand von 13,5 Millionen Barrel pro Tag bekannt. Darüber hinaus wurde ein Anstieg der täglichen Gesamtnachfrage von 20,2 auf 21,6 Millionen Fass im Vergleich zur Vorwoche publiziert.
Nach den aufhellenden Konjunkturdaten aus der EU sowie eher preistreibenden Meldungen aus dem API-Bestandsbericht mit leichten Abbauten, gehen die Preise für Rohöl nach einer längeren Abwärtsspirale seit gestern also wieder nach oben. Damit haben sich die Prognosen vieler Analysten, die schon bald von einem Fallen der 70-Dollar-Marke bei der Nordseeölsorte Brent ausgegangen waren, zumindest vorerst nicht bewahrheitet. Immerhin könnte sich die Lage im Nahen Osten etwas beruhigen, nachdem der Vergeltungsschlag Israels gegen den Iran weniger drastisch als zunächst befürchtet ausgefallen war. In der Folge wurde die Risikoprämie am Ölmarkt zunächst auf ein Minimum reduziert.
Vergleicht man die Entwicklung des Euro zum US-Dollar, ist am Devisenmarkt zumindest eine leichte Entwicklung nach oben zu verzeichnen. Neben den bereits erwähnten, überraschend positiven EU-Konjunkturdaten liegt der Grund hierfür zweifelsfrei auch in den plötzlich wieder angezogenen Verbraucherpreisen. Der im Oktober registrierte Anstieg des Index um 2 Prozent könnte durchaus dazu führen, dass die EZB vorerst auf weitere Zinssenkungsschritte verzichtet.
All diese Entwicklungen führen unter dem Strich leider zu Aufschlägen bei den Heizölpreisen in Deutschland. Die ersten Preistendenzen und aktuellen Berechnungen deuten heute Morgen auf ein Plus von etwa einem Cent je Liter hin. Mit aktuell 92,79 Cent pro Liter als überregionalem Durchschnittspreis liegt dieser allerdings noch immer gut 2 Euro unter dem Preis vom Freitag letzter Woche – und befindet sich damit trotz des seit gestern zu verzeichnenden Preisanstiegs auf dem niedrigsten Niveau seit Mitte September. Es ist also immer noch ein guter Ratschlag, den Bestand an Heizöl jetzt aufzustocken.